„Bist du bereit, Luana?“
Die Frage hing in der Luft. Eine Frage, auf die Luana die Antwort schon kannte, weil sie sich keine andere Antwort ausdenken konnte. Die Lippen der jungen Frau fühlten sich so fest an, dass Luana kein Wort herausbekam.
In ihrem Spiegelbild, dem langen, großen Spiegel, sah Luana heute absolut wunderschön aus. Ihr Körper sah perfekt in einem elfenbeinfarbenen weißen Hochzeitskleid aus, mit Band- und Spitzenakzenten an den Schultern, die ihre starke Aura der Weiblichkeit noch verstärkten.
Das Kleid war eines der Designs eines berühmten Designers in ihrer Stadt, aber es war nicht dafür gemacht, dass Luana es trug. Nein, war es nicht. Nicht Luana musste das Hochzeitskleid tragen.
Obwohl es jetzt so schien, als würde es zu ihrem schlanken Körper passen, der nicht zu groß war, vergaß Luana für einen Moment fast, dass sie am Rande stand.
Madam Collins näherte sich von hinten. Die mittelalte Frau blickte Luana ängstlich an, Hoffnung blitzte durch ihre Augen. Madam Collins packte Luanas Finger und drückte sie ziemlich fest zusammen, sie flehte diesmal deutlich durch den hoffnungsvollen Gesichtsausdruck.
„Tu mir nur dieses eine Mal einen Gefallen, Luana“, flehte Madam Collins mit fast sanfter und zitternder Stimme. „Danach verspreche ich dir, dass ich einen Weg finden werde. Ich werde mir den besten Weg überlegen, um deine Ehe zu beenden. Kannst du mir vertrauen, hmm?“
Luana senkte den Kopf. Die junge Frau konnte Madam Collins heute nicht in die Augen sehen.
Luana kämpfte gegen die Tränen an, die gleich fallen würden, und biss sich unbewusst auf die Unterlippe. Sie wusste, es gab keine Möglichkeit, dass sie aussteigen konnte, wenn ihr Gesicht bereits so wunderschön geschminkt war.
„Es tut mir leid, Luana. Ich hatte nicht erwartet, dass Beatrice Rey so verlässt, wenn alle Gäste warteten und der Bräutigam bereit war.“ Madam Collins flehte erneut und schien wirklich für das arme Mädchen zu hoffen.
Es war Luana nie in den Sinn gekommen, dass sie heute die Braut sein würde, wirklich.
Aber in der Tat, nachdem sie Beatrices Verspätung entdeckt hatte, die seit früher nicht erschienen war, hatte Luana bereits eine Frage in ihrem Herzen behalten.
Wo war Beatrice? Sollte sie nicht schon da sein und Seite an Seite mit Rey Lueic stehen?
Aber es schien, dass die Braut nicht erscheinen würde.
Zur gleichen Zeit sah Rey ängstlich aus, weil seine Braut nicht angekommen war. Als ein Mann in pechschwarzer Kleidung auf ihn zukam, ballte der fast Dreißigjährige die Hände zu Fäusten, während er seine Irritation zurückhielt.
Er hätte nie gedacht, dass er ausgerechnet an seinem Hochzeitstag verlassen werden würde, besonders wenn alle Gäste bereits an ihren Plätzen saßen.
Vor Wut rasend konnte Rey an nichts anderes denken, als mit der Hochzeit fortzufahren. Er konnte seine Großfamilie nicht blamieren, die extra aus Schweden angereist war, ganz zu schweigen von so vielen Geschäftspartnern und Freunden, die da waren.
Als Madam Collins, ihre zukünftige Schwiegermutter, eine verrückte Idee anbot, um den fatalen Fehler ihrer Tochter wiedergutzumachen, versteinerte sich Reys Kiefer vor Wut.
Aber sie konnte wirklich nicht ablehnen, weil die Zeit knapp wurde. Schließlich stimmte sie der verrückten Idee zu.
„Luana? Du bist bereit, oder?“ Madam Collins‘ Stimme unterbrach Luanas Trance erneut, und ein paar Sekunden später nickte das Mädchen schließlich schwach.
„Alles klar, Luana. Du wirst in kürzester Zeit Mrs. Lueic sein, also Kopf hoch!“
Luana wusste nicht, welches Schicksal sie erwartete. Alles, was sie wusste, war, dass sie keine Chance hatte, den Kopf zu schütteln, da der Ruf der Familie Collins an diesem Morgen in ihren Händen lag.
In der Hoffnung, dass Madam Collins ihr Versprechen später tatsächlich einlösen würde, stand Luana schließlich auf und flüsterte zu sich selbst.
„Du hilfst Madam Collins, weil sie nett zu dir war, Luana“, wiederholte Luana diese Worte in ihrem Herzen.
Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Ihre Gefühle waren gemischt, denn sie wusste, dass sie in ihrem Leben nie ein so schönes Hochzeitskleid tragen würde.
Madam Collins griff nach ihr und nickte noch einmal, um Luana zu beruhigen. Madam Collins ergriff die Hand der jungen Frau und führte Luana aus dem Braut-Salon.
Und so kam es, dass Luana schließlich den Hochzeitssaal zum Altar hinunterging, wo ein Mann in einem schwarzen Anzug mit einem unberechenbaren Blick in seinem Gesicht auf sie wartete.
Luanas Herz machte einen Satz, als sie den Mann neben sich ansah, der immer noch ein ernstes Gesicht hatte. Luana atmete tief durch und deutete an, dass sie frustriert war.
Und gerade als sich die beiden unterschiedlich farbigen Augen zufällig trafen, schauderte Luana vor Entsetzen, als ihr Bräutigam Luana mit ungeheurer Wut ansah. Es war, als würde die Wut gleich dort und dann ausbrechen.